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AutorenbildKatja Lukas

169 km auf dem Rennsteig

Aktualisiert: 2. Juli 2023

Unterwegs auf dem Rennsteig, dem ältesten und meistbegangenen Weitwanderweg Deutschlands. In 8 Etappen ging es vom Mittellauf der Werra (von Hörschel bei Eisenach) bis zum Oberlauf der Saale bei Blankenstein.


Zurück in Leipzig rückte nun auch meine Reise nach England immer näher. Mein Wunsch ist es in Cornwall einen Teil des "South West Coast Path" zu gehen. Natürlich mit Zelt um unabhängig zu sein und nicht ständig nach hundefreundlichen Unterkünften Ausschau halten zu müssen. Wirkliche Erfahrungen bringe ich für dieses Vorhaben nicht mit.


Daher kam mir der Gedanke den Rennsteig quasi als Testlauf in Angriff zu nehmen und möglichst viele Erfahrungen zu sammeln. Das Wetter war nicht optimal und auch sollte es noch jede Menge Restschnee haben. Zelten viel damit aus und ich buchte uns feste Unterkünfte. Allerdings nahm ich reichlich Gepäck mit (3 kg Hundefutter z.b.), so dass ich quasi unter "echten" Bedingungen gelaufen bin. In 8 Etappen hiess es 169 km auf dem Rennsteig hinter uns zu bringen. Los geht es.


Etappe 1: Röschel - Ruhla, 23 km

Noch unbeschwert (naja fast denn 15 kg hatte ich auf dem Rücken) und mit tollem Wetter betraten wir in Röschel den Rennsteig. Nun ging es also los. Das Wetter meinte es wirklich gut mit uns und begrüsste uns mit warmen Sonnenstrahlen. Herrlich. Die ersten 10 km waren schnell geschafft und immer mal erhaschten wir einen Blick auf die Wartburg ansonsten ging es mehrheitlich auf Forstwegen durch den Wald. Dass der Rennsteig nicht wahnsinnig spannend sein wird wusste ich und mein Ziel lag eher darin zu testen wie es ist über mehrere Tage ca. rund 20 km am Tag zu laufen und dabei ordentlich Gepäck mitzuschleppen. Spannend war natürlich auch die Frage wie sich wohl Baily anstellte. Wird sie irgendwann nicht mehr weiter laufen wollen? Oder werde ich ihr gar nix anmerken?

Ich jedenfalls spürte am Ende des ersten Tages den Rucksack deutlich. Da wo der Beckengurt aufsass schmerzten die Knochen ziemlich und auch die linke Schulte meldete, dass Sie 15 kg irgendwie nicht gewöhnt war. Meine Sorgenkinder, die Füsse, zeigten erste Blasen, aber dennoch ging es mit den Schmerzen - NOCH.


Etappe 2: Ruhla - Floh, 24 km

Gut erholt und mit etwas im Magen ging es auf die 2. Etappe. Muskelkater hatte ich keinen und auch konditionell spürte ich keine Beeinträchtigung. Einzig die Schmerzen in Schulter und Füssen machten mir ernsthaft Sorgen. Wieso ist man eigentlich so gar nix gewöhnt? Wie soll ich noch 6 weitere Etappen schaffen, wenn jetzt schon die Schmerzen so stark sind? Wird das noch schlimmer? Und geht das allen Fernwanderern so? Wie kann ich noch Gewicht reduzieren? Und sind dies überhaupt die richtigen Schuhe?

Ja beim Wandern hat man in jeden Fall genug Zeit zum nachdenken. Falls ihr euch fragt wie es Baily geht. Ich würde mal sagen gut. Am Abend war Sie zwar schon müde und hat nur noch geschlafen, aber am Morgen sprang Sie wieder vergnügt durch den Wald.


Auch heute war das Wetter warm und sonnig. Kurz nach dem grossen Inselsberg machten wir lange Rast und genossen die Sonnenstrahlen. Insgesamt zog sich die Strecke heute irgendwie und wir erreichten erst 17 Uhr die Ebertswiese, wo uns unser Gastwirt freundlicherweise abholte. Die 6 km runter in den Ort ersparten wir uns so mal bereits lecker Gulasch mit Klösen und anschliessend eine wohltuende Sauna auf uns warteten.


Die Sauna und das kalte Wasser auf den Füssen waren wirklich notwendig. Meine Schulter merkte ich heute dann gar nicht mehr, die volle Aufmerksamkeit galt meine Füssen. Es fühlte sich an als ob ich jeden Schritt auf Glasscherben laufen müsste und sobald man mal pausierte lief es sehr holprig wieder an. Wie gesagt es handelte sich erst um Etappe 2. Oje oje.... was erwartet uns noch.


Etappe 3: Floh - Oberhof, 20 km

Nach einem wirklichen tollen Frühstück wurden wir zurück zur Ebertswiese gebracht. Bei Nieselregen starteten wir und das Wetter sollte sich auch über den ganzen Tag nicht wirklich bessern. Heute war also der perfekte Tag um mal die Regensachen zu testen.

Zurückblickend war diese Etappe die Schmerzhafteste und ich hatte ernsthaft Sorge ob ich den Rennsteig bis zum Schluss laufen kann. Ich ging ja davon aus, dass sich die Schmerzen eher summieren und verstärken würden. Eigentlich schade, denn weder die Muskeln noch die Kondition war das Problem. Rein die Schmerzen in den Füssen. Ich denke es lag zum einen am falschen Schuhwerk, ich hatte aufgrund des Restschnees die härteren und höheren Bergschuhe gewählt und zum andern einfach schlichtweg an der Last, die man einfach nicht gewöhnt war zu tragen.

Nichtsdestotrotz erreichten wir schon 15 Uhr Oberhof. Auch hier konnte ich in die Sauna springen und kümmerte mich liebevoll um meine Füsse. Ich war froh stand morgen eine kürzere Etappe an. Um Baily musste ich mir weiterhin keinerlei Sorge machen. Ich schaute nur, dass Sie etwas mehr Futter bekam, da wir doch deutlich mehr unterwegs waren als auf normalen Spaziergängen.


Etappe 4: Oberhof - Schmiedefeld, 16km

Eine kurze Etappe stand an. Zeitlich perfekt, denn zum einen brauchten meine Füsse wirklich Erholung und zum anderen regnete es den ganzen Tag. Wir erreichten absolut durchnässt die Unterkunft und konnten dann den ganzen Nachmittag ausgiebig entspannen und uns erholen. Ausserdem hatte Baily heute Geburtstag. Sie ist nun 2 Jahre alt, wirklich irre wie schnell die Zeit vergeht.


Etappe 5: Schmiedefeld - Masserberg, 21km

Jetzt standen noch mal 3 längere Etappen an. Mittlerweile hatten wir schon einen Art Tagesrhythmus und ich konnte mir langsam wieder vorstellen am Freitag in Blankenstein anzukommen. Die Schmerzen in den Füssen waren erträglich geworden und auch sonst hatte ich keinerlei Leiden. Da schönes Wetter war und es der Untergrund erlaubte lief ich heute ein ganzes Stück barfuss. Ich war überrascht wie wohltuend das war und wie gut es lief selbst mit Gepäck. Da der Boden hier und da noch kalt und nass war wurden meine Füsse gleichzeitig gekühlt. Das war wirklich erfrischend und ich konnte es selbst in den Schuhen noch lange spüren. Jetzt war auch klar würde der nächste Ort einen Sportladen haben werde ich mir Turnschuhe kaufen. Der Schnee war so gut wie weg und ich war überzeugt ein leichterer Schuh würde mir gut tun. Ich hatte Glück. Masserberg hatte genau ein Sportgeschäft und ich fand tatsächlich ein passendes Paar. Na da kann der Endspurt kommen.


Etappe 6: Masserberg - Neuhaus am Rennsteig, 24 km

Etappe 7: Neuhaus am Rennsteig - Steinbach am Wald, 21 km

Etappe 8: Steinbach am Wald - Blankenstein, 29 km

Jetzt in den letzten Tagen viel mir das Laufen immer leichter. Am Abend wäre ich oft noch bereit gewesen 10 km dranzuhängen und weiter zu laufen. Diese Wendung hätte ich nicht erwartet, aber es freute mich natürlich riessig. Jetzt war das Weitwandern ein wirklicher Genuss und ich freute mich schon auf den "South West Coast Path". Auch Baily zeigte keinerlei Anzeichen auf Ermüdung oder Überforderung. Da es so gut lief entschied ich mich am letzten Tag die 29 km am Stück zu laufen und so einen Tag früher zu enden als geplant. Ich hatte richtig Vorfreude darauf endlich in Blankenstein anzukommen und ich bin dankbar um alle Erfahrungen, die ich sammeln konnte und nun nach England mitnehmen werde.


Ort: Thüringer Wald, Thüringer Schiefergebirge, Frankenwald

Land: Deutschland







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