Auf dem South West Coast Path
Aktualisiert: 1. Nov. 2023
Cornwall, eine Halbinsel an der rauen südwestlichen Spitze Englands, vereint wildes Moorgebiet, hunderte Sandstrände, malerische Hafendörfer und Badeorte sowie steile Klippen und beste Surfmöglichkeiten. Eine Landschaft wie aus dem Bilderbuch, die mein Herz im Handumdrehen erobert hat.
16 Tage und 268.5 km auf dem South West Coast Path liegen hinter uns. Dazu gehören 10 angesteuerte Campingplätze, 3 B&Bs, 2 Fähren und absolut unzählige Kaffee- wie auch Pubstops. Ausserdem galt es etliche „Gaterl“ zu öffnen und zu schliessen. Die Höhenmeter habe ich dabei gar nicht gemessen, aber es soll euch gesagt sein auch an der Küste von Südengland kann es ordentlich auf und ab gehen und dies dann vor allem im Direktanstieg, also über Stufen. Da kommt man ganz schön ins Schwitzen. Nun aber alles von Anfang und der Reihe nach.
Um ehrlich zu sein stand der South West Coast Path am Anfang meiner Auszeit nicht auf meiner Bucketliste. Dies ergab sich erst als ich in Italien das Buch „Der Salzpfad“ las und durch das erste Roadtrip Abenteuer in Italien das Gefühl bekam „ich möchte lieber laufen als fahren“. Da ich noch einiges mehr von Grossbritanien sehen wollte war mir klar den ganzen Weg (über 1000km) möchte ich nicht gehen. Ich entschied mich für die folgenden 3 Routen:
1. Von Newquay nach Penzance (10 Tage)
2. Place nach Polperro (8 Tage)
3. Newquay nach Bude (8 Tage)
Dabei war klar, dass ich mich treiben lassen wollte und wahrscheinlich nicht alle 3 Routen machbar sein werden. Auch war mir klar, dass ich solange und auch mit Baily noch nie am Stück unterwegs war und mit Zelt sowieso noch nie. Also ein richtiges Abenteuer. Dies begann auch schon damit, dass ich in ausgewählten Dörfern ein „Fresspacket“ für Baily hinterlegt habe. Dies lief absolut reibungslos und so musste ich immer nur 1.5 kg Hundefutter mitschleppen. Danach war noch unklar wo ich das Auto am besten stehen lassen kann. Naiverweise dachte ich entweder am ersten Campingplatz oder auf einen der ausgewiesenen Long-Stay Carparks. Nun ja der Campingplatz verweigerte trotz mehr als genug Platz diesen Services und die Long-Stay Carparks erwiesen sich laut Touristeninformation als zu unsicher. Allerdings bekam ich den Tipp das Auto am Flughafenparkplatz abzustellen. Dabei war es absoluter Zufall, dass ich gerade in Newquay starten wollte und der Flughafen direkt um die Ecke lag. Ich wusste nicht mal das Cornwall einen Flughafen hat, aber umso besser. Nun konnte es losgehen.
Ich erspare euch die Mitschrift jeden einzelnen Tages, aber ich werde noch einen genaueren Bericht zur Route nachreichen. Ich kann euch jetzt aber bereits sagen, dass mich Cornwall mehr als überrascht und beeindruckt hat. Ich, der absolute Bergliebhaber, hätte nie damit gerechnet, dass mich so ein Küstenpfad so sehr beeindrucken kann. Dabei lag es vor allem an der Kombination vieler Kleinigkeiten, die nach meinem Geschmack einfach wunderbar zusammen spielten.
Zum einen war ich beeindruckt wie entspannt die Menschen hier sind. Auch hatte hier gefühlt jeder einen Hund und sowieso liefen alle frei herum und niemand bekam Stress mit dem anderen. Die Menschen gingen eher erfreut auf die Hunde zu als dass sie ihnen auswichen. Überall wurde mit „dogfriendly“ und „dogs are welcome“ geworben. An jeder Ecke stand ein Hundenapf und natürlich hatte jeder ein Leckerchen parat. Ich wagte es mir dann auch mal Baily von der Leine zu lassen und sie genoss natürlich das Toben am Strand. Dabei klaute sie regelmässige fremderhunde Bälle und durfte diese dann sogar noch behalten. An besonders lebhaften Strände unterhielt Baily meist auch die ganze Urlaubschaft und mit hochrotem Kopf musste ich meine Partymaus öfter mal einfangen.
Zum zweiten gefielen mir die weiten und endlosen Strände. In dem Ausmass hatte ich das nicht erwartet. Besonders bei Ebbe sind die Strände wirklich breit und bieten endlose Möglichkeiten. Der Sand ist richtig weiss, das Meer glitzerte in all sein Blautönen und ich hätte stundenlang den Surfern bei ihrem Spiel mit den Wellen zuschauen können. Dabei faszinierte mich auch insbesondere die Rauheit und Wildheit dieser Gegend.
Zum Dritten war für mich echt wesentlich, dass quasi der Weg das Ziel war. Die Städtchen, Strände und Steilküsten zu Fuss zu erkunden hatte einfach seinen ganz eigenen Reiz, den ich sehr mochte. Natürlich war man langsamer unterwegs, aber es machte richtig Freude gespannt um die nächste Ecke zu schauen oder schon zu hoffen was wohl hinter der nächsten Kuppe auf einen wartete. Lies ich mich dann zu einem Kaffee und Kuchen nieder (ich konnte wirklich selten wiederstehen) hatte ich immer das Gefühl diesen auch wirklich verdient zu haben und auch Abends im Pub lies ich mir es dann bei Burger oder Fish & Chips so richtig gut gehen.
Und zuletzt mochte ich den Rhythmus, die Einfachheit, die Reduziertheit. Die Tagesaufgabe war klar, kein langes überlegen oder abwägen verschiedenster Optionen. Einfach dem Pfad folgen und schauen was passiert. Und dabei hatte ich alles was ich brauchte auf meinem Rücken. So simple. So einfach. Jeden früh baute ich mein Zelt ab, holte mir einen Kaffee und lief los, immer dem Zeichen nach. Keine komplizierte Planung, kein studieren wie das Wetter wohl wird, keine Anfahrt und damit kein Stau. Einfach dort weiter machen wo man am Tag zuvor aufgehört hat. Kamen schöne Fleckchen oder Ausblicke hielt ich an, staunte und verweilte. Dann lief ich weiter so lange ich mochte. Am Ende des Tages hiess es dann wieder, Zelt aufschlagen, essen gehen, aufwärmen und Sachen trocknen. Nicht selten lag ich bereits 20 Uhr im Bett, aber das war gut so. „We call it a day“ 😊
Routenverlauf:
19km Newquay - Holywell
18km Holywell – St. Agnes
14km St. Agnes – Portreath (B&B)
31km Portreath – St. Ives
23km St. Ives – Zennor (Abbruch da Baily nicht mehr richtig fit erschien)
9.5km Pausentag in St. Ives
17.5km Zennor - Pendeen
19km Pendeen – Sennen Coven
14km Sennen Coven – Treen (B&B)
Regentag genutzt zum Transfer via Penzance nach Falmouth (B&B)
21km von Falmouth 2 Fähre bis Place - Portloe
17km Portloe – Gorran Haven
16km Gorran Haven - Pentewan
21km Pentewan – St. Austell
Dann holte ich meinen Bus ab und machte noch 2 Touren vom festen Camp aus:
12km Trevalga – Tringle
16.5km Crackington Haven via Bodcastle nach Trevelga
Ort: Cornwall, Südengland
Land: Grossbritanien
Comments