West Highland Way (Etappe 1-4)
Aktualisiert: 1. Nov. 2023
Der britische Fernwanderweg gehört zu den Beliebtesten Europas und ist der erste seiner Art in Schottland. Die West Highland Way-Etappen werden von den meisten Aktivreisenden in einer Woche überwunden. Durchschnittlich sind 50.000 Wanderer pro Jahr auf dem Weg unterwegs.
Um Baily eine verdiente Pause zu gönnen entschied ich mich nicht direkt in den südlichen Teil des WH Ways einzusteigen sondern erstmal einen kleinen Roadtrip mit dem Van zu unternehmen. 4 Tage waren wir unterwegs und als Hauptziel wählte ich den nördlichsten Punkt von Grossbritannien`s (Festland).
Oft wird der Ort John o`Groats als nördlichster Punkt der britischen Hauptinsel angegeben, aber der weiter westlich liegende Dunnet Head ist noch nördlicher gelegen. Ich habe mir beide angeschaut. Zumal ich auf meiner Reise bereits schon am südlichsten Punkt von Grossbritannien`s gestanden bin. Insgesamt liegen 1406 km zwischen John o’ Groats und Land’s End. Vielleicht könnte man diese Strecke auch mal zu Fuss absolvieren?
In der Nähe von John o’ Groats liegt die Landspitze Duncansby Head, die wegen ihrer spektakulären Felsnadeln und als Nistplatz vieler seltener Seevögel berühmt ist. Hier drehten wir ebenfalls eine kleine Runde und liesen uns die Meeresbriese um die Nase wehen.
Eher zufällig erfuhr ich, dass ich mich bei meinem Roadtrip auf der North Coast 500 bewegte. Die NC 500 ist eine Auto-Route durch die Highlands von Schottland. Sie startet in Inverness und führt über mehr als 500 Meilen entlang der Ost, – Nord- und Westküste, ehe sie quer durch das Landesinnere wieder nach Inverness zurückkehrt. Ich bin ihr nur einen kurzen Abschnitt gefolgt und insbesondere am Dunnet Beach hängen geblieben. Dieser Strand kann mit Cornwall absolut in Konkurrenz treten. Ein herrliches Fleckchen und das Beste mit einem direkt hinter den Dünen gelegenen Campingplatz.
Nach diesem Fahrspass freute ich mich aber auch wieder darauf die Füsse unter die Hand nehmen zu dürfen. Teil 2 des WH Ways stand an und da ich anschliessend noch ein paar Tage am Loch Lomond verweilen wollte passte ich die Route etwas an und startet quasi mitten drin mit der offiziellen Etappe 3 des WH Way`s.
Tag 1: Chasel – Inverarnan, 30 km
Da ich irgendwie nicht wirklich schlafen konnte starte ich bereits 6 Uhr von meinem Campingplatz. Das Auto durfte ich praktischerweise dort stehen lassen. Durch den frühen Start war ich ganz alleine auf dem Weg und konnte voller Ruhe in den Tag starten. Ich liebe ja diese Morgenstunden, wenn die Welt erwacht und alles noch ganz friedlich da liegt. Nach 2 Stunden erreicht ich das Hostel in Rowardennan. Ein herrliches Fleckchen und ich hoffe auf einen Kaffee. Leider war die Kaffeemaschine noch nicht in Betrieb, denn aus irgendeinem Grund bekommen in vielen Hostels und auch Hotels die Frühstücksgäste immer nur Filterkaffee und die „gute“ Kaffeemaschine wird erst zum Nachmittag angeschaltet. Komisch. Egal, ich bekam freundlicherweise einen Filterkaffee – den sogar umsonst - und setze mich in den Aufenthaltsraum mit Blick auf den See. Irre gemütlich hier schade dass ich noch weiter gehen wollte. Ich beobachtet das Aufbrechen der Wandersleute und Baily durfte noch mit dem Haushund spielen.
Nun ging es weiter immer am See entlang. Wer Freude an unebenem Gelände, schlammigen Pfaden und kleinen Kletterpartien hat, fand hier seinen Spass. Fast 22 km ging es durch schönen Wald am Ufer des Loch Lomonds, immer wieder auf und ab. Dies war übrigens auch der Teil, der als besonders schwierig ausgewiesen war und für Hunde nicht geeignet. Ich muss aber sagen ich habe die Gefahrenstellen nicht gefunden. Baily ist wie immer über Stock und Stein gehüpft und ja klar ging auch mal über gröbere Steine und dies gekracksel kann über die Zeit ermüdend sein, aber von gefährlich würde ich nicht gerade sprechen. Grundlegend spielt es natürlich immer eine Rolle was man sonst schon gelaufen ist und welche Wandererfahrungen man mitbringt. Gerade auf dieser Strecke habe ich wirklich alle Level gesehen. Besonders schmunzeln musste ich über einen Mann der an seinem Handgelenk eine Tüte voll mit Traubenzuckerbonbons hingen hatte. Er hatte deutlich Konditionsprobleme, war nicht wirklich trittsicher aber er biss sich durch. Dieser Abschnitt war auch mit Abstand der Überfüllteste. Ständig traf ich auf grosse Wandergruppen und da der Weg recht schmal war hiess es nach dem Überholen – was schon eine Kunst an sich war – nun bloss keine Pause einlegen, denn würde das Überholspiel von vorne beginnen. Ich muss sagen ich war also froh als diese Etappe geschafft war und nicht wegen der Anstrengung, sondern wegen der Menschenmassen. Ich mag mir gar nicht vorstellen wie es hier zur Hauptsaison abgeht.
Tag 2: Inverarnan – Tyndrum, 21 km
Heute stand eine eher kurze Strecke an. Die Wege waren breit und gut begehbar. Zunehmend dominierten höher werdende Hügel den Abschnitt. Mal ging es durch breite Täler, mal durch Misch- oder Nadelwald. Ich muss gestehen, dass ich nicht viel von dieser Etappe erwartet hatte aber sie hat mich wirklich positiv überrascht. Zum einen bin ich früh gestartet und hab somit die Menschenmassen hinter mir gelassen und zum anderen war die Gegend wirklich abwechslungsreich. Dennoch hatte ich heute das Gefühl mir, dass mir jemand quasi den Stecker gezogen hat. Meine Beine fühlten sich an wie mit Blei gefüllt und ich kam kaum vorwärts. Heute merkte ich deutlich, dass ich über die letzten Tage zu wenig gegessen hatte und auch nicht wirklich vollwertig. Ich genehmigte mir einen Riegel nach dem anderen und spürte immer deutlich wie dies mir Energie brachte. Leider nur kurzfristig. Ich brauchte definitiv mal eine richtige Mahlzeit. Da kam Tyndrum genau richtig und ich wusste auch schon welchen Pub ich ansteuern werde. Ich genehmigte mir das Hühnchen Tyndrum wozu es nebst Kartoffelbrei auch Häggis in der Sahnewhiskey Sosse gab. Ich hätte nie gedacht, dass ich mal Häggis essen werde, aber es war wirklich lecker. Ich schaffte die ganze Portion und war zufrieden.
Tag 3: Milngavie – Drymen, 19 km
Um diese Etappe starten zu können musste ich am Morgen zuerst den Zug nach Milngavie nehmen. Quasi an den Anfang vom WH Way. So startet ich erst 13 Uhr, aber da die Tour ja nicht all zu lang war hatte ich besondere keine Eile. Von Milngavie ging es zunächst durch die Lowlands. Sanfte Hügel, Felder und Weideland wechselten sich ab. Das Tagesziel Drymen war ein kleiner Ort am Rande des Loch Lomond. Auf einem kleinen sehr einfachen Campingplatz bezog ich mein Quartier.
Tag 4: Drymen – Cashel, 19 km
Am letzten Tag ging es zuerst durch eine Heidelandschaft bis ich mich entscheiden musste ob ich den Weg über den Conic Hill laufe oder diesen extra Anstieg vermeide. Da ich sowie noch auf den Conic Hill wollte nahm ich die zusätzlichen Höhenmeter gern in Kauf. Beim Aufstieg war ich noch mehrheitlich alleine umso mehr erschrak ich als mir im Abstieg auf wahre Menschenmassen traff. Sie kamen alle den kurzen Direktweg hoch. Verstehen konnte ich es ja war die Aussicht auf den Loch Lomond wirklich wunderschön. Am See angekommen genehmigte mir noch einen Kaffee und machte mich auf die letzten Meter Richtung Campingplatz. Dort angekommen war ich froh nun diesen F ernwanderweg abschliessen zu können und noch ein paar Tage am Loch Lomond entspannen zu können.
Ort: Schottland
Land: Grossbritannien
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